Samstag, 1. Juni 2013

Henri Quatre Colloquium - Die Pyrenäen


Bild © Rue des Archives, bei: tipsimages.it
Henri IV (1553-1610) roi de Navarre en 1572-1610
et roi de France 1589-1610,
ici enfant a 3 ans en 1556
gravure 17e XVIIe siecle, 16e XVIe siecle


Liebe Colloquianer;

Das Forum ist offen. Im Kommentar kann jeder einstimmen, und ich hoffe, dass eine angeregte Unterhaltung zu Heinrich Mann und seinem Roman in Gang kommt.

Da stehen wir also an der Seite des vierjährigen Henri auf den bewaldeten Höhen der Pyrenäen und blicken hinunter nach Pau in der heutigen Gascogne, wo der herrschaftliche Wohnsitz der Könige von Navarra zu finden ist, und weiter in die Zukunft: Die Reise des siebenjährigen Prinzen im königlichen Tross erst entlang der heimatlichen Küste durch Hugenottenland und dann quer gegen Nord-Osten, immer der großen Stadt Paris entgegen.

en.zvab.com
"Sie waren schon achtzehn Tage unterwegs, da überschritten sie bei Orléans die Loire."

Kupferstich Ansicht, Matthäus Merian, 
Orléans Frankfurt, Caspar Merian, 1657 19,5 : 29,5 cm.

Und schließlich erhalten wir Einblick in den Hof der Königin Katharina von Medici, ihre Kinder, ihre Berater, ihre Dienerschaft. Wir werden Zeugen verschiedenster Unterredungen, die das Geschick der Untertanen und befreundeten und verfeindeten Herrscherhäuser im ganzen Europa der Zeit bestimmen.  

Unter all den vielen Themen, die schon im ersten Kapitel, Die Pyrenäen, angesprochen werden: Fremde und Assimilation, Kindheit und Sexualität, Religion und Macht, Politik und Persönlichkeit, Mutterbindung, Gewalt und Verrat, tippe ich hier erst einmal nur eines an:

Kind sein und Erziehung im 16.Jahrhundert
Seine Mutter hatte Henri einer Verwandten und einem Erzieher anvertraut, damit er aufwuchs wie das Volk, obwohl er auch hier oben in einem Schloß wohnte, es hieß Coarazze.
Coarraze
"Jean d’Albret-Miossens lui [Étienne d’Albret-Miossens] succède. Il épouse en 1535, Suzanne de Bourbon, dite Madame de Miossens, dont une rue de Coarraze porte actuellement son nom. C’est à lui et à sa femme que la souveraine du Béarn confiera l'éducation de son fils, Henri de Navarre qui devint plus tard le roi de France Henri IV. 

Le mythe de l'éducation du jeune Henri, élevé durement au pied des montagnes parmi les petits paysans, doit être relativisé : en effet, on retrouve Henri en 1557 à Nérac auprès de sa mère, à l'âge de 4 ans. Mais ce court passage d'Henri IV va permettre à Coarraze de célébrer le souvenir de ce grand roi élevé à l'ombre de son château. 
"Pau lui donna la naissance, Coarraze en eut le soin L'éleva et le nourrit Et lui donna l'esprit" 

C'est ainsi que s'exprimait Léon Godefroy lors de son passage à Coarraze 
"Ce qui aide à rendre ce lieu considérable, est qu'Henri le Grand y fut nourri et élevé, comme ayant été trouvé l'un des lieux les plus propres qui fut pour sa distance de Pau qui n'est que de trois lieues." 
C'est ainsi que s'amplifia le mythe de l'éducation de notre bon roi Henri."
 zitiert aus: coarraze.fr


© RMN / Gérard Blot
Er weiß, wie man Vögel fängt und brät, trinkt mit seinen Kumpanen zum Knoblauchbroit Rotwein, spricht die dem Latein nahe Landessprache, Schreiben zu lernen hat sein Großvater, Henri d'Albret, verboten.
Wie wir im Kapitel, Erste Begenungen, aber merken, hat all das Herumtollen Henri doch auch im Bewußtsein aufwachsen lassen, dass er einem Herrscherhaus angehört. Er begegnet Karl IX und benimmt sich fremdartig in der Begrüßung, worauf Larchant aus seinem Gefolge vor dem König von Frankreich
auf ein Knie [niederließ] und erklärte: "Sire! Der Prinz von Navarra hat noch keinen großen König gesehen." "Er selbst wird nie einer werden", sagte Karl, ließ die Worte vor sich hin fallen und schloß sogleich wieder fest den Mund unter seiner fleischigen Nase. Jetzt wurde Henri zornig; seine sanften und freundlichen Augen fingen zu blitzen an, er rief: "Das lassen Sie nicht meine Mutter hören, und auch Ihre nicht, die statt ihrer regiert!"
Soweit erstmal, und jetzt sind Sie dran....

2 Kommentare:

  1. Das wird noch ein Weilchen dauern, bis ich mich in die Konstellation dieses Romans – 16. Jahrhundert, Nazis, Exil – hineinfinde. Zunächst fällt es mir schwer, mich an den Sprachstil zu gewöhnen. Oder störe ich mich an dem, was man die blühende Phantasie des Autors in einem historischen Roman nennen könnte? "...sagte er feurig und küsste Jeanne. Ihr fielen davon Tränen aus den Augen und in ihren halbentblößten Busen, den ihr kleiner Sohn liebkoste, als tröstete er sie." Kitsch. Andererseits: Dem großen H. Mann kann und sollte man es durchgehen lassen.
    Der junge Henri scheint ja wirklich ein Naturbursche gewesen zu sein. In meinem Durant: Kulturgeschichte (den ich zu diesem Zweck zum ersten Mal hervorgezogen habe) steht: "Der Held saugte acht Ammen trocken".
    Im Durant kann man auch über Henris Großmutter nachlesen (ich glaube, H. Mann erwähnt sie nicht): Margarete, eine erstaunliche Persönlichkeit: "Für einen Augenblick verschmolzen in Margarete Renaissance und Reformation. Alle freien Geister sahen zu ihr als ihrem Ideal und ihrer Schutzpatronin auf. Rabelais widmete ihr seinen Gargantua..."
    Spannung zwischen Renaissance und Reformation - das ist vielleicht ein guter Einstieg.

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  2. Aus der zitierten Stelle klingt tatsächlich Gründerzeitkitsch. Dazu passt auch ein mitunter jovialer Ton und drollige Bemerkungen (Zitate such ich später heraus). Insgesamt sehe ich sie aber im Kontext von Heinrich Manns ausgeprägtem Sinn für das Körperliche und für Sexualität. Die Episode zu Anfang am Wasser ist so eindringlich geschildert, dass ich eigene Empfindungen vermute, die Mann aus der Kindheit frisch hervorgeschöpft hat. Die Ammen-Anekdote ist herrlich.

    Renaissance und Reformation - ja, daraufhin scgau ich es mir noch mal an.

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